Fasan

Besatzentwicklung, Aussetzung und Hege

Der Fasan erlangte erst im Laufe des vorigen Jahrhunderts jene Verbreitung und jagdliche Bedeutung, die er heute hat. Die entscheidenden Gründe dafür waren der geeignete Lebensraum und die intensive Hege. In letzter Zeit wird angesichts des Rückgangs seiner Besätze gelegentlich über Besatzstützungen durch Aussetzung künstlich aufgezogener Vögel nachgedacht.

Diese Maßnahme ist jedoch in der heutigen Situation nicht sinnvoll. Im Gegenteil, sie kann sogar aufgrund negativer Auswirkungen auf den vorhandenen natürlichen Fasanbesatz kontraproduktiv sein!

Bis noch vor etwa hundert Jahren war der Fasan bei Weitem nicht so verbreitet und schon gar nicht so häufig wie der Feldhase oder das Rebhuhn. Anders als bei diesen Arten beschränkte sich sein früheres Vorkommen vorwiegend auf bestimmte, meist herrschaftliche Reviere, in denen er intensiv gehegt wurde. Erst im 20. Jahrhundert verlor der Fasan diese gewisse Exklusivität, breitete sich stark aus und wurde zu jenem typischen Bewohner der Agrarlandschaft, für den wir ihn heute halten. In den 1960erJahren stiegen seine Strecken so hoch an, dass sie sogar die der damals immer noch sehr zahlreich vorkommenden Feldhasen übertrafen. So wurde der Fasan im Jahr 1968 in Österreich die Wildart mit den höchsten Abschusszahlen. Kurz danach – in den Jahren 1971 und 1973 – erreichten die Strecken mit jeweils über einer halben Million erlegten Fasanen den historischen Höhepunkt. Was waren die Ursachen dieser Entwicklung, aufgrund derer dieser Vogel damals oft euphorisch als „Flugwild der Zukunft“ bezeichnet wurde? Bei der Beantwortung dieser Frage und einem Vergleich der damaligen Situation mit dem heutigen Stand muss jedoch eines klargestellt werden: Damals stammte ein unbekannter, dennoch nicht unwesentlicher Teil der erlegten Fasanen nicht aus der Natur, sondern aus der künstlichen Aufzucht! Das Aussetzen und der Abschuss von künstlich aufgezogenen Vögeln erschienen den meisten Jägern in jener Zeit als etwas völlig Normales. In dieser Hinsicht war das Verständnis der Jagd und der Hege ganz anders als heute. Darüber hinaus lag der Fokus viel mehr auf den kurzfristigen Streckenergebnissen, und die nachhaltigen negativen Folgen solcher Praktiken wurden oft übersehen bzw. nicht beachtet.

Gründe für steigende Besätze
Für die Verbreitung des Fasans und den starken Anstieg seiner Besätze bis zum Beginn der 1970erJahre waren zwei Faktoren ausschlag- Fasan gebend. Einerseits, dass der Fasan in vielen Gebieten der damaligen Agrarlandschaft sehr günstige Lebensbedingungen vorfand. Trotz der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft war der Lebensraum immer noch ausreichend vielseitig (vielseitiger als heute), bereichert von vielen Strukturelementen, wie Remisen, Hecken sowie Feuchtbiotopen, die dem Fasan geeignete Deckung und Nahrung boten. So konnte sich der Fasan verbreiten und vermehren, in einer Zeit, in der das gegen ungünstige Umwelteinflüsse empfindlichere Rebhuhn bereits stark im Rückgang begriffen war. Denn in den Hecken, Remisen und Feuchtbiotopen bzw. in deren Randbereichen waren die Fasane vergleichsweise viel weniger den negativen Auswirkungen der modernen Landwirtschaft ausgesetzt als die sich mehr auf offenen Feldflächen aufhaltenden Rebhühner. Zwischen diesen beiden Wildhühnerarten bestand jedoch aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensweisen und Lebensraumbevorzugungen keine wirkliche Konkurrenz. So ist die früher häufig verbreitete Meinung, dass der Fasan das Rebhuhn verdränge, nicht zutreffend. Diese Vermutung entstand nur aufgrund der Tatsache, dass Fasane in vielen Revieren gerade zu jener Zeit häufiger wurden, als sich die Rebhuhnbesätze bereits im starken Rückgang befanden.

Der zweite ausschlaggebende Grund für die Verbreitung des Fasans war die zunehmend bessere Hege in vielen Niederwildrevieren, die sich immer mehr auf diese Wildart konzentrierte. So standen Fasane vor allem bei der Winterfütterung und der Anlage von Wildäckern meist viel mehr im Vordergrund als die Feldhasen und Rebhühner, bei denen man in jenen Zeiten oft glaubte, dass sie mit Ausnahme von strengen Wintern keine besondere Hege bräuchten. In manchen Revieren hingegen wurden Fasane sogar außerhalb der Winterperiode an geeigneten Standorten mit zusätzlichem Futter versorgt.

Auch in der Fachliteratur wurde der Fasanhege damals sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Es wurde dabei immer betont, dass Fasane nur mit sorgfältiger, intensiver Hege im Revier zu halten seien. Und das war zu Zeiten, in denen die Lebensraumsituation für das Niederwild in der Agrarlandschaft im Allgemeinen viel besser war als heute.

Auswilderung – keine Lösung!
Ab Mitte der 1970er und in den 1980erJahren kam es jedoch zu einem anhaltenden Rückgang der Fasanbesätze, obwohl Fasane auch in dieser Zeit in vielen Revieren nach wie vor zusätzlich ausgesetzt wurden. In manchen Jagdgebieten hat man aber erst in dieser Zeit mit den Auswilderungen begonnen – in der Hoffnung, dass man durch diese Maßnahme den rückläufigen Trend stoppen könne. Trotz einiger weniger Erfolge, die aber immer nur bei sehr hohem Aufwand zustande gekommen und in ihrem Effekt ohnehin meist nur sehr kurzfristig waren, stellte sich sehr bald heraus, dass diese Maßnahme keine Lösung ist. Im Gegenteil: Unter der neu entstandenen Situation zeigten sich die nachteiligen Auswirkungen des Aussetzens künstlich aufgezogener Vögel in die Natur, die früher – unter günstigeren Lebensraumbedingungen – oft übersehen oder nicht ausreichend beachtet wurden, sehr deutlich (siehe auch Artikel „Auswilderungen: teuer, aufwendig und wirkungslos“, WEIDWERK 6/2014). Denn man muss grundsätzlich und immer mit extrem hohen Verlusten der ausgesetzten Vögel und gleichzeitig mit potenziellen negativen Auswirkungen auf den vorhandenen natürlichen Fasanbesatz rechnen.

Fasane sind nicht in der Lage, auf Gefahren, denen sie in der freien Natur ausgesetzt sind, entsprechend zu reagieren, da sich ihre Wahrnehmungsund Fluchtfähigkeiten unter künstlichen Haltungsbedingungen nicht ausreichend entwickeln können. Im Gegenteil, manche der für das Leben in der Natur wichtigen Eigenschaften gehen bei ihnen in der Zucht weitgehend verloren. Somit stellen sie eine extrem leichte Beute für das Raubwild dar, das sich auf die verbesserte Nahrungssituation rasch anpasst und auf die Fasane als bevorzugtes Beutetier spezialisiert. Dies führt dazu, dass die Verlustrate bei den ausgesetzten Vögeln allein innerhalb der ersten Wochen nach der Auswilderung oft bis über 90% beträgt. Und auch nach dieser kritischen Zeit setzen sich die Verluste noch weiter fort, sodass selbst bei großem Auswilderungsaufwand bestenfalls nur einzelne Vögel übrigbleiben. Diese könnten zwar unter günstigen Lebensbedingungen eine neue Population gründen –, in der heutigen Agrarlandschaft, in der sogar wilde Fasane Probleme haben, sich zu halten, ist dies allerdings nicht zu erwarten. Noch viel gravierender aber ist, dass der erhöhte Druck der auf das bestimmte Beutemuster eingestellten Beutegreifer auch eine verstärkte Gefährdung der für den Besatz besonders wertvollen wilden Fasane zur Folge hat. Ihre erhöhten Verluste, vor allem, wenn es sich um Hennen handelt, sind umso schwerwiegender, als mit ihnen auch ihr Reproduktionspotenzial verloren geht. Dies ist ein besonders wichtiger Aspekt! Denn selbst dann, wenn einige wenige von den ausgesetzten Vögeln bis zur nächsten Aufzuchtperiode überleben, ist ihr Reproduktionserfolg – wie in wissenschaftlichen Studien eindeutig erwiesen wurde – viel geringer als bei wilden Fasanen. Künstlich aufgezogene Fasane ziehen nicht nur Beutegreifer an, sondern sind auch ein potenzielles Reservoir von Krankheitserregern, insbesondere Parasiten, aber auch Bakterien und Viren, für deren Verbreitung die Volierenhaltung ideale Bedingungen bietet. So lange die Vögel in den Volieren bleiben, kann bei ihnen die Vermehrung dieser Krankheitserreger durch regelmäßigen Medikamenteneinsatz teilweise unter Kontrolle gehalten werden. Sie bleiben aber trotzdem vorhanden und können sich jederzeit sehr rasch vermehren. Das Aussetzen und der Aufenthalt in der unbekannten Umgebung führen bei den Fasanen zu länger andauerndem Stress und folglich zur Schwächung der Widerstandskraft ihres Organismus, was die Vermehrung der bei ihnen latent vorhandenen Krankheitserreger erleichtert. So können auch die scheinbar gesunden Volierenfasane nach ihrer Aussetzung zur Verbreitung von Krankheiten auch innerhalb der natürlichen Fasanpopulation beitragen. Auf diese Weise wird zum Beispiel der bei in Volieren gezüchteten Fasanen sehr häufig verbreitete rote Luftröhrenwurm (Synga- mus trachea) übertragen. Dieser gefährliche Vogelparasit lebt in der Luftröhre seiner Wirte und beeinträchtigt ihre Atmung. Ein stärkerer Befall kann bei ihnen sogar zum Erstickungstod führen. Die Übertragung des roten Luftröhrenwurms erfolgt einerseits durch die direkte Aufnahme der Eier mit Larven (in der Losung, hauptsächlich auf den Fütterungsstandorten). Andererseits auch über Zwischenwirte (Regenwürmer, Schnecken, Insekten), in deren Körper die Larven längere Zeit, oft sogar über einige Jahre hinweg, infektionsfähig bleiben. Wenn also dieser Parasit einmal durch die ausgesetzten Vögel eingeschleppt wird und seine Larven sich in der Umgebung der Auswilderungsstandorte in den Regenwürmern oder anderen Zwischenwirten anhäufen, bedeutet das eine langfristige Ansteckungsgefahr – nicht nur für die wilden Fasane, sondern für alle gegenüber diesem Parasit empfindlichen Vögel!

Gründe für den Rückgang Der Rückgang der Fasanpopulationen geht ausschließlich auf die gravierende Verschlechterung der Lebensbedingungen für diese Wildart in der heutigen Agrarlandschaft zurück. Vor allem wenig geeignete Lebensraumstruktur, ein Mangel an für die Küken unentbehrlichen Insekten und viel zu hoher Beutegreiferdruck sind die entscheidenden Einflussfaktoren, die einen geringeren Fasanbesatz zur Folge haben. So ist die einzige sinnvolle Gegenstrategie die Durchführung solcher Maßnahmen, mit deren Hilfe die Lebensbedingungen für den immer noch vorhandenen natürlichen Fasanbesatz verbessert werden können. Das Aussetzen von Fasanen ist hingegen unter diesen Bedingungen nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv. Diese Schlussfolgerung beruht nicht nur auf vielen praktischen Erfahrungen und wissenschaftlich fundierten Arbeiten, sondern ist auch mit dem Hausverstand nachvollziehbar. Die Einzigen, die tatsächlich von einer FasanAussetzung profitieren, sind die Beutegreifer!

Wenn der Fasanbesatz in einem Gebiet zurückgeht, hat das einen ganz bestimmten Grund. Und dort, wo sich die an den jeweiligen Lebensraum angepassten Natur-Fasane nicht halten und vermehren können, können das künstlich aufgezogene Vögel erst recht nicht!

Mit freundlicher Genehmigung des Jagdmagazins WEIDWERK

Jagablattl Ausgabe1-2023