Bei der Jagd unterscheidet man im Tätigkeitsbereich des Jagdhundes die „Arbeit vor dem Schuss“ (Suche, Vorstehen, Stöbern, Brackieren usw.) und die „Arbeit nach dem Schuss“ (Verlorenbringen, Apportieren, Nachsuche usw.). Zur Bewältigung dieser unterschiedlichen Aufgaben wurden im Laufe der Zeit für jede Jagdart spezielle Jagdhunderassen gezüchtet.
Die Notwendigkeit der Jagdhundeführung ergibt sich aus *jagdethischen, *jagdbetrieblichen, *jagdwirtschaftlichen, *jagdrechtlichen Gründen.
Die Haltung, Abrichtung und Führung des Jagdhundes unterliegen dem Bundestierschutzgesetz. Bei jeder Novellierung des Gesetzes wurde die Ausbildung der Hunde in Bezug auf Dressurhilfen immer wieder stärker eingeschränkt. Ein Verbot nach dem anderen wurde von den zuständigen Dachverbänden kommentarlos akzeptiert. Somit sind auch der Erwerb, Besitz und die Anwendung von „elektronischen Telereizgeräten“ verboten. Immer wieder werden diese Geräte aber von „unbelehrbaren Jagdhundeführern“ angewendet und somit der Jägerschaft bei der nicht jagenden Bevölkerung großer Imageschaden zugefügt. Züchterisch hat sich bei fast ALLEN Rassenspezialvereinen sehr viel bewegt. Wir haben heute nicht mehr die Hunde wie in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren. Natürlich sind die meisten Jagdhunde heute Familienmitglieder und es macht sich bereits ein Rückgang bei so manchen Rassen in Bezug auf die jagdliche Passion bemerkbar. Dadurch haben sich auch die Ausbildungsmethoden wesentlich verändert.
Der Gehorsam eines Jagdhundes ist aber nach wie vor eine Grundbedingung für jede Leistung in den jagdlichen Fächern. Aber leider sind einige Hundeführer sogar heute noch der Meinung, ein Hund sei erst gehorsam, wenn man ihm „den Willen gebrochen“ habe. Schrecklich, allein schon die Formulierung!
Nein, wenn Jagd mit dem Hund Freude machen, sinnvoll sein und auch wirklich etwas bringen soll, dann brauchen wir einen gut ausgebildeten Jagdhund mit Jagdpassion, Jagdinstinkt, Jagdverstand, Selbstständigkeit und auch einem ausgeprägten Willen. Es geht bei der Ausbildung also lediglich darum, dem Jagdhund verständlich zu machen, dass er nicht alleine jagen darf, sondern sich anzupassen und gemeinsam mit seinem Führer auf die Jagd zu gehen hat. Er muss einfach lernen, in vielen entscheidenden Augenblicken seinen eigenen Willen dem seines Führers unterzuordnen, weil man dann nämlich viel besser „Beute“ machen kann.
Wer bei der Gehorsamsausbildung seines Jagdhundes bleibenden Erfolg erzielen will, muss Schritt für Schritt vorgehen und dabei größte Sorgfalt walten lassen. Das heißt, wirklich „kleinkariert“ und absolut genau zu sein.
Dem Jagdhund muss ausreichend Zeit zum Erlernen der einzelnen Disziplinen gewährt werden. Er kann nur lernen, wenn ihm alles ohne Hektik mit ganz langsamen, ruhigen Bewegungen in einer insgesamt ruhigen und sehr harmonischen Atmosphäre beigebracht wird. Der Hundeführer muss sich also stets auch mit seiner Stimme zu größter innerer Ruhe zwingen. Nervosität des Hundeführers und Zeitdruck sind bei der Hundeausbildung absolut kontraproduktiv. Beim Üben darf man auch nie die Geduld verlieren oder gar aus der Rolle fallen. Jähzornige Menschen sind zum Ausbilden absolut nicht geeignet. Genauso sind Grobheit oder gar Schläge strengstens untersagt. Das bringt nichts außer Schaden und zerstört das Wesen des Hundes.
Die einzig brauchbaren Mittel sind LOB und TADEL. Beides kann man auch dem Jagdhund mit seiner Stimme eindeutig verständlich machen, wobei das Lob überwiegen soll, denn Lob beflügelt. Grundsätzlich ist eine gute Führerbindung vom ersten Tag an aufzubauen, denn umso lieber ich zum Hund bin, umso lieber wird er für mich arbeiten.
LR Mf. Peter HÜBLER